Wenn die dunkle Jahreszeit schwer auf der Seele liegt
- Julia Löwe
- 29. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Jetzt werden die Tage wieder kürzer, das Licht nimmt ab, und mit dem Herbst beginnt für viele Menschen eine Zeit, in der sich das Leben vom Außen nach Innen verlagert. Aber während draußen die Natur zur Ruhe kommt, spüren viele von uns, dass auch im Inneren etwas in Bewegung gerät. Es kommt manchmal leise, manchmal mit großer Wucht. Es kann ein ganz diffuses Gefühl sein oder schmerzhaft deutlich.
In meiner Praxis erlebe ich häufig zum Ende des Jahres, wie belastend die dunkle Jahreszeit sein kann, besonders für Menschen (und auch für Paare), die ohnehin mit Depressionen, Ängsten, Trauer oder einer schwierigen Lebenssituation zu kämpfen haben.
Lichtmangel, Rückzug, Stille, all das kann dazu führen, dass wir stärker mit unseren negativ empfundenen Gefühlen in Kontakt kommen. Für manche ist das heilsam, für andere wird es überwältigend. Alte Wunden melden sich zurück, Gedanken kreisen häufiger, der Antrieb fehlt, der Körper fühlt sich schwer an. Manchen Menschen fällt es in dieser Zeit auch schwer, sich überhaupt selbst noch zu spüren, oder vielleicht auch zu verstehen, was da gerade los ist.
Die dunkle Jahreszeit bringt nicht nur seelische Themen stärker zum Vorschein sie trifft uns oft auch genau dann, wenn wir ohnehin an einer Schwelle stehen:
Nach einer Trennung, wenn das Leben plötzlich in zwei Hälften zerfällt und Orientierung fehlt.
In Zeiten von Verlust oder Trauer, wenn alles um uns herum zur Ruhe kommt und nur wir selbst keinen Halt mehr finden.
Auch wenn ein neues Kind geboren wurde und das Leben auf den Kopf gestellt ist: Schlafmangel, Unsicherheit, Rollenveränderung, neue Anforderungen an die Partnerschaft, all das kann überfordern, auch wenn es „eigentlich“ schön sein sollte.
Oder auch ganz banal in Momenten, in denen wir spüren, dass sich etwas verändern muss ohne schon zu wissen, wohin.
Auch Beziehungen kommen in dieser Zeit unter Druck
Viele Paare erleben im Herbst und Winter mehr Spannungen. Ein Konflikt, mit dem es sich im Sommer noch leben ließ, wird plötzlich zur Enge, wenn unterschiedliche Bedürfnisse aufeinander prallen. Was in der helleren Jahreszeit vielleicht noch leichter auszugleichen war, fällt jetzt stärker ins Gewicht und möchte bearbeitet werden.
Gerade wenn man sich in einer neuen Lebensphase befindet, z.B. mit einem Baby, nach einem Umzug oder in einer belastenden beruflichen Situation, wird zeitweise deutlich, wie sehr wir auf gegenseitiges Verständnis und auch auf echte Verbindung angewiesen sind.
Psychotherapie kann in dieser Situation ein tragender Raum sein
Ich arbeite personenzentriert. Das bedeutet: Ich begegne meinen Klient*innen nicht mit fertigen Lösungen, sondern mit echtem Interesse, mit Wärme, mit sehr viel Verständnis und immer mit dem Vertrauen, dass Veränderung möglich ist, wenn wir anfangen, uns selbst ernst zu nehmen.
In meiner Therapie geht es nicht darum, etwas zu reparieren, sondern darum, in Kontakt zu kommen: mit dem, was gerade ist und auch mit dem, was vielleicht schon lange übersehen wurde.
Ein sicherer Raum kann helfen, Gedanken zu sortieren, alle Gefühle zuzulassen und neue Perspektiven zu entwickeln. Und manchmal braucht es anfangs einfach jemanden, der da ist und zuhört, ohne zu bewerten.
Wenn dir die vor dir liegende Jahreszeit schwerfällt, sei es emotional, in deiner Beziehung , mit deiner Familie der einfach mit dir selbst, dann darfst du das ernst nehmen. Du musst damit nicht allein bleiben.




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